はじめによんでください

責罪論

Die Schuldfrage

Karl Theodor Jaspers, 1883-1969

池田光穂

☆ Die Schuldfrage は、 「ヤスパースが1945/46年冬学期にハイデルベルク大学で行った講義の中で、国家社会主義の罪に対するドイツ国民の罪責感について考察したものであ る。ヤスパースは、「悪い裁判官のやり方で判断するために、すべてを一つのレベルに引き寄せる」ような、一般化され、信用を失 墜させる集団的罪悪のテーゼに断固反対している。罪悪感の4つの概念(犯罪的罪悪感、政治的罪悪感、道徳的罪悪感、形而上学的罪悪感)の区別に続いて、彼 は、罪の分担、責任、負債、処罰の違いについて、一連の差別的考察を行う: ナチス時代に犯罪を犯したドイツ人はすべて刑事的有罪であり、戦勝国の裁判所と新たに設立されたドイツの司法機関によって、慈悲なく罰せられ、判決を下さ れなければならない。ヤスパースはその後、1960年代半ばに西ドイツでナチス犯罪の時効について公に議論された際、強く反対を主張した。このことは、ナ チス国家がもたらした損害に対する集団的責任とその物質的賠償、そしてもちろん、戦勝国が設定した国境線の承認を意味する。道徳的な罪悪感は個人にしか帰 することができない。それは、ナチス政権の目標や非人道的な支配の実践について の心地よい自己欺瞞、盲目的なナショナリズム観の無条件性、国家社会主義の部分的承認、既存のナチス体制への「中途半端な気持ちと時折の内面的な同調と補 償」、同胞意識などの複雑な心理現象から生じる。道徳的罪悪感の概念を広げすぎないために、ヤスパースは形而上学的罪悪感についても述べている。ヤスパー スは、「人間としての 人間との連帯」が失われたところに、「他者が殺されたところで私が生き残るならば」、罪悪感が存在すると考えている」(出典は https://jaspers-stiftung.ch/de/karl-jaspers/die-schuldfrage)。

1. ドイツにおける精神的状況に関する講義の序説

1. 1.大学の現状、新たな自由

1.1.1. 語り合うということ

1.1.2. われわれ相互間の著しい相違

1.1.3. 以下の論述の骨組

2. 罪の問題

2.1 序説

2.1.A. 区別の図式

2.1.A. 1. 4つの罪の概念

2.1.A. 2. 罪の結果

2.1.A. 3. 実力・法・恩赦

2.1.A. 4. 誰が判決を下すか、誰または何が判決の対象となるか

2.1.A. 5. 弁護

2.1. B. ドイツ人としての問題

2.1. B. 0. 序説

2.1. B. 1. ドイツ人としての罪の区分

2.1. B. 1. 1. 刑事犯罪

2.1. B. 1. 2. 政治上の罪

2.1. B. 1. 3. 道徳上の罪

2.1. B. 1. 4. 形而上的な罪

2.1. B. 1. 5. 概括

2.1. B. 1. 5.a. 罪の結果

2.1. B. 1. 5.b. 集団の罪

2.1. B. 2. 弁解の可能性

2.1. B. 2. 1.  恐怖政治

2.1. B. 2. 2. 罪と歴史的関連

2.1. B. 2. 3. 他の諸国の罪

2.1. B. 2. 4. 万人の罪か


Full text of "Die Schuldfrage"

Die Schuldfrage gilt als Jaspers’ bedeutendste politische Schrift. Ihre Neuausgabe im Rahmen der Karl Jaspers Gesamtausgabe präsentiert den Text letzter Hand (1965) erstmals in Verbindung mit der ausführlichen, später gekürzten Einleitung zur Erstausgabe (1946). Komplettiert wird der Band durch einschlägige kleinere Veröffentlichungen: von der vielzitierten »Antwort an Sigrid Undset« (1945) über Jaspers’ Interviews zum Eichmann-Prozess 1961 bis zu einem Porträt über Julius Leber (1968), das Jaspers ursprünglich für das unvollendet gebliebene »Hannah-Buch« geschrieben hatte. Neben diesen kleineren Veröffentlichungen zeigt vor allem eine Fülle nachgelassener Materialien, wie wichtig Jaspers Themen waren, die in der Schuldfrage noch nicht oder nur am Rande zur Sprache kommen: der deutsche Widerstand gegen den Nationalsozialismus und das Verhältnis zwischen Deutschen und Juden nach der Shoa.

Die Schuldfrage
Die Schrift Die Schuldfrage erschien erstmals 1946 und fasst die Überlegungen zusammen, die Jaspers in einer vielbesuchten Vorlesung im Wintersemester 1945/46 an der Universität Heidelberg über die Schuld des deutschen Volks an den Verbrechen des Nationalsozialismus gehalten hat. In Anbetracht der heute neu aufgeflammten intensiven öffentlichen Diskussion über den Schuldanteil einzelner Personen (Martin Heidegger, Kurt Waldheim usw.) oder 'der' Deutschen oder 'der' Österreicher am nationalsozialistischen Terror-Regime, finden wir in dieser Schrift interessante Gedanken und Unterscheidungen, die bei der Bildung eines eigenen Urteils über diese Problematik äußerst hilfreich sein können. So wendet sich Jaspers entschieden gegen eine pauschal diskreditierende Kollektivschuldthese, durch die „alles stufenlos auf eine einzige Ebene gezogen wird, um es im großen Zufassen in der Weise eines schlechten Richters zu beurteilen“ (19). Im Gefolge der Unterscheidung von vier Schuldbegriffen (kriminelle Schuld, politische Schuld, moralische Schuld, metaphysische Schuld) stellt er eine Reihe von differenzierenden Überlegungen über unterschiedliche Schuldanteile, Verantwortlichkeiten, Haftungen und Bestrafungen an: Kriminelle Schuld haben alle jene Deutschen, die während der NS-Ära Verbrechen begangen haben; sie müssen durch die Gerichte der Siegermächte und durch eine neu aufgebaute deutsche Gerichtsbarkeit unnachsichtig bestraft und abgeurteilt werden. Jaspers trat später entschieden gegen eine Verjährung von NS-Verbrechen ein, als dies Mitte der Sechzigerjahre in der BRD öffentlich diskutiert wurde. Politische Schuld haben alle Staatsbürger des NS-Staats, weil sie die Errichtung dieses Staates bzw. dessen zeitweises Funktionieren ermöglicht bzw. nicht verhindert haben; dies impliziert eine kollektive Haftung für die vom NS-Staat verursachten Schäden und deren materielle Wiedergutmachung und selbstverständlich auch die Anerkennung der durch die Siegermächte festgelegten Grenzen. Damit nimmt Jaspers schon seine später explizite Ablehnung einer deutschen Wiedervereinigungsdoktrin vorweg. Moralische Schuld ist nur dem Einzelnen zuschreibbar, sie ergibt sich aus so komplexen psychischen Phänomenen wie der bequemen Selbsttäuschung über die Ziele und die inhumane Herrschaftspraxis des NS-Regimes, der Unbedingtheit einer blinden nationalistischen Anschauung, der teilweisen Billigung des Nationalsozialismus, der „Halbheit und gelegentlichen inneren Angleichung und Abfindung“ mit dem bestehenden NS-System, dem Mitläufertum usw. Dass Jaspers auch hier noch weiter zu differenzieren bemüht ist, zeigt seine Feststellung über die Parteimitgliedschaft bei der NSDAP. „Es ist für den Sinn des Mitgehens entscheidend, in welchem Zusammenhang und aus welchen Motiven jemand Parteimitglied wurde. Jedes Jahr und jede Situation hat seine eigentümlichen Entschuldigungen und eigentümlichen Belastungen, die nur im je individuellen Fall unterschieden werden können“ (48). Um den Begriff der moralischen Schuld nicht zu sehr auszuweiten, spricht Jaspers auch noch von metaphysischer Schuld. Er sieht sie dort gegeben, wo die „Solidarität mit dem Menschen als Menschen“ verloren geht, „wenn ich überlebe, wo der andere getötet wird“.

In seinen Reflexionen über diese Schuldbegriffe und deren differenzierende Anwendung auf die Schuld des deutschen Volks am Nationalsozialismus finden sich eine Fülle von interessanten Hinweisen und Einsichten: so z.B. Warnungen davor, dass die Kollektivschuldthese nur allzu leicht den Effekt haben könne, Nazi-Verbrechen von Einzelpersonen zu bagatellisieren, weil ja ohnedies alle Deutschen mit Schuld beladen seien; dass die Anklage gegen das deutsche Volk nicht 'wahrhaftig’ sei, wenn sie im Dienste anderer, etwa politischer oder wirtschaftlicher Zwecke als Waffe benützt werde – ein Hinweis, wie leicht öffentliche moralische Anschuldigungen in der Politik als wirksame Waffe eingesetzt und zur Verfolgung spezifischer Eigeninteressen instrumentalisiert werden können; die Forderung nach einem ehrlichen Selbstreflexionsprozess (einer inneren „moralischen Umkehr“) jedes Menschen, der im NS-Staat gelebt hat, wobei es den eigenen Schuldanteil gewissenhaft zu prüfen und einzubekennen gilt. Allerdings spricht sich Jaspers dagegen aus, für die moralische und metaphysische Schuld, die jeder für sich aufarbeiten muss, irgendeinen „Richterstuhl in der Welt“ anzuerkennen oder Forderungen nach der notwendigen moralischen Umkehr zu akzeptieren, „wenn sie gleichsam als Leistung von außen fälschlich verlangt wird“ (28). Jaspersʼ Auffassung von menschlicher Würde zufolge muss diese Umkehr aus Eigeninitiative und nicht auf Druck von außen erfolgen.

Zitate aus:
Karl Jaspers: Die Schuldfrage. Von der politischen Haftung Deutschlands.
München 1987 (Neuausgabe)
https://jaspers-stiftung.ch/de/karl-jaspers/die-schuldfrage
罪の問題
ヤスパースが1945/46年冬学期にハイデルベルク大学で行った講義の中で、国家社会主義の罪に対するドイツ国民の罪責感について考察したものである。 今日、国家社会主義の恐怖体制における個人(マルティン・ハイデガー、クルト・ヴァルトハイムなど)、あるいは「ドイツ人」、「オーストリア人」の罪につ いて、再び世間で激しい議論が巻き起こっているが、この文章には、この問題に対する私たち自身の判断を形成する上で、非常に参考になる興味深い考えや区別 が見出される。例えば、ヤスパースは、「悪い裁判官のやり方で判断するために、すべてを一つのレベルに引き寄せる」(19)ような、一般化され、信用を失 墜させる集団的罪悪のテーゼに断固反対している。罪悪感の4つの概念(犯罪的罪悪感、政治的罪悪感、道徳的罪悪感、形而上学的罪悪感)の区別に続いて、彼 は、罪の分担、責任、負債、処罰の違いについて、一連の差別的考察を行う: ナチス時代に犯罪を犯したドイツ人はすべて刑事的有罪であり、戦勝国の裁判所と新たに設立されたドイツの司法機関によって、慈悲なく罰せられ、判決を下さ れなければならない。ヤスパースはその後、1960年代半ばに西ドイツでナチス犯罪の時効について公に議論された際、強く反対を主張した。このことは、ナ チス国家がもたらした損害に対する集団的責任とその物質的賠償、そしてもちろん、戦勝国が設定した国境線の承認を意味する。ヤスパースはこうして、後にド イツ統一の教義を明確に否定することになる。道徳的な罪悪感は個人にしか帰することができない。それは、ナチス政権の目標や非人道的な支配の実践について の心地よい自己欺瞞、盲目的なナショナリズム観の無条件性、国家社会主義の部分的承認、既存のナチス体制への「中途半端な気持ちと時折の内面的な同調と補 償」、同胞意識などの複雑な心理現象から生じる。ヤスパースがここでさらに差別化を図ろうとしていることは、NSDAPの党員に関する彼の発言に示されて いる。「党員になる背景と動機は、同調の意味を決定的にする。どの年、どの状況にも、それぞれ特有の言い訳と特有の重荷があり、それは個々の場合において のみ区別できる」(48)。道徳的罪悪感の概念を広げすぎないために、ヤスパースは形而上学的罪悪感についても述べている。ヤスパースは、「人間としての 人間との連帯」が失われたところに、「他者が殺されたところで私が生き残るならば」、罪悪感が存在すると考えている。

こうした罪悪感の概念と、国家社会主義に対するドイツ国民の罪悪感へのその区別された適用に関する彼の考察には、興味深い言及や洞察が豊富に含まれてい る。集団的な罪のテーゼは、個人によるナチスの犯罪を矮小化する効果をあまりにも容易にもたらしかねないという警告; ナチス国家のもとで生活したすべての人が、自分自身の罪の分担を良心的に検討し、認めなければならないという、誠実な自己反省のプロセス(内面的な「道徳 的転換」)を要求している。しかし、ヤスパースは、誰もが自分自身で折り合いをつけなければならない道徳的・形而上学的な罪悪感について、「世界の審判の 席」を認めることや、必要な道徳的転換の要求を受け入れることに反対している。ヤスパースの人間の尊厳の概念によれば、この転換は、外からの圧力ではな く、自分自身の自発的な意志で行われなければならない。

引用元
カール・ヤスパース:罪の問題。ドイツの政治的責任について.
ミュンヘン 1987年(新版)
Vorwort

Aus einer V orlesungsreihe über die geistige Situation . in Deutschland, die im Wintersemester 1945-1946 stattfand, wud hier der Inhalt der Stunden, welche über die Schuldfrage handelten, veröffentlicht.

Mit allen diesen Erörterungen möchte ich als Deutscher unter Deutschen Klarheit und Einmütigkeit fördern, als Mensch unter Menschen teilnehmen an unserem Mühen um Wahrheit.
Heidelberg, April 1946

Einleitungz u der Vorlesungsreihüeb erd ieg eistigeS ituation in Deutschland

Wir müssen uns in Deutschland miteinander geistig zurechtfinden. Wir haben noch nicht den gemeinsamen Boden. Wir suchen zusammenzukommen.

Was ich Ihnen vortrage, ist erwachsen aus dem Miteinandersprechen, das wir alle, jeder in seinei:_n~ reise, vollziehen. .

Jeder muß mit den Gedanken, die ich vortrage, auf seme Weise umgehen -er soll sie nicht als gültig einfach hinnehmen, sondern erwägen-, aber auch nicht einfach widersprechen, sondern versuchen, vergegenwärtigen und prüfen. . .

Wir wollen lernen, miteinander zu reden. Das heißt, wir wollen nicht nur unsere Meinung wiederholen, sondern hören, was der andere denkt. Wir wollen nicht nur behaupten, sondern im Zusammenhang nachdenken, auf Gründe hören, bereit bleiben, zu neuer Einsicht zu kommen. Wir wollen uns innerlich versuchsweise auf den Standpunkt des andern stellen. Ja, wir wollen das uns Widersprechende geradezu aufsuchen. Das Ergreifen des Gemeinsamen im Widersprechenden ist wichtiger als die voreilige Fixierung von sich ausschließe1:1denS tandpunkten, mit denen man die Unterhaltung als aussichtslos beendet. Es ist so leicht entschiedene Urteile affektbetont zu vertreten; es ist schw~r, ruhig zu vergegenwärtigen.
Es ist leicht, mit trotzigen Behauptungen die Kommunikation abzubrechen;
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es ist schwer, unablässig über Behauptungen hinaus in . den Grund d~r Wahrheit einzudringen. Es ist leicht, eine Meinung aufzugreifen und festzuhalten, um sich weiteren Nachdenkens zu überheben; es ist schwer, Schritt für Schritt voranzukommen und niemals das weitere Fragen zu verwehren.

Wir müssen die Bereitschaft zum Nachdenken wiederherstellen. Dazu gehört, daß wir uns nicht berauschen in Gefühlen des Stolzes, der Verzweiflung, der Empörung, des Trotzes, der Rache, der Verachtung, sondern daß wir diese Gefühle auf Eis legen und sehen, was wirklich ist.

Aber nun gilt vom Miteinanderreden auch umgekehrt: Es ist leicht, alles unverbindlich zu denken und sich nie zu entscheiden; es ist schwer, in der Helligkeit allseitig offenen Denkens den wahren Entschluß zu fassen. Es ist leicht, durch Reden sich um die Verantwortung zu drücken; es ist schwer, den Ent~ sc?l':1-ßa, ber. ohn~ Eigensinn, festzuhalten. Es ist leicht, jeder~ eit m der ~ituat10n dem geringsten Widerstand zu folgen; es ist schwer, m der Führung durch den unbedingten Entschluß durch alle Beweglichkeit und Biegsamkeit des Denkens den entschiedenen Weg einzuhalten.

In dem Raum der Ursprünge gehen wir, wenn wir wirklich miteina_nder zu reden vermögen. Dazu muß ständig etwas in • uns bleiben, das dem anderen vertraut und Vertrauen verdierit. Dann_ wird im Wechselgespräch jene Stille möglich, in der man gememsam horcht und hört, was wahr ist.

Daher wollen wir nicht zornig aufeinander werden, sondern versuch~n, mitein~nder den Weg zu finden. Der Affekt spricht ~egen die ~ahrheit des Redenden. Wir wollen uns nicht pathetisch an die Brust schlagen, um den anderen zu beleidigen, wollen nicht in Selbstzufriedenheit preisen, was nur zur Kränkung des andern gemeint ist. Aber es darf keine Schranken geben durch schonende Zurückhaltung, keine Milde durch Verschweigen, keinen Trost durch Täuschung. Es gibt keine Frage, die nicht gestellt werden dürfte, keine liebgewordene Selbstverständlichkeit, kein Gefühl, keine Lebenslüge, die zu schützen wären. Aber erst recht darf es nicht erlaubt sein sich frech in~ Gesicht zu schlagen durch herausfordernde, unbe~ründete, leichthin gefällte Urteile. Wir gehören zusammen; wir müssen unsere gemeinsame Sache fühlen, wenn wir miteinander reden.

In ~olchem Sprechen ist keiner des andern Richter, jeder ist zugleich Angeklagter und Richter. All die Jahre haben wir das
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Verächtlichmachen anderer Menschen • mit angehört. Das ' wöllen wir· nicht fortsetzen.

Aber es gelingt immer nur zum TeiL Wir alle neigen dazu, u11s zu rechtfertigen und als gegnerisch gefühlte Kräfte anz1:1- greifen durch Anklagen. Wir müssen uns heute schärfer a_ls Je prüfen. Machen wir uns folgendes klar: Im Gang der Dinge scheint stets der überlebende recht zu haben. Der Erfolg scheint recht zu geben. Wer oben schwimmt, meint bei der Wahrheit der guten Sache zu sein. Darin liegt die tiefe Ungerechtigkeit der Blindheit für d~e Sc~eit~rnden, für die Ohnmächtigen, für die, welche durch die Ere:grusse zertrete~ werden.

So ist es jederzeit. So war der preußisch-deutsche Larm nach 1 866 und 1870, der den Schrecken Nietzsches erregte. So war der noch wildere Lärm des Nationalsozialismus seit 19 3 3.

So müssen wir uns jetzt selber fragen, ob wir nicht wieder einem anderen Lärm verfallen, selbstgerecht werden, aus unserem bloßen überleben und Gelittenhaben eine Legitimität ableiten.

Seien wir uns klar: Daß wir leben und überleben, verdanken wir nicht uns selbst; daß wir neue Zustände mit neuen Chancen in der furchtbaren Zerstörung haben, haben wir nicht durch eigene Kraft erreicht. Geben wir uns keine Legitimität, die uns nicht zukommt.

Wie heute jede deutsche Regierung eine von den Alliierten eingesetzte autoritäre Regierung ist, so verdankt jeder ~eutsche, jeder von uns, heute seinen Wirkungsraum dem Willen oder der Erlaubnis der Alliierten. Das ist eine grausame Tatsache. Unsere Wahrhaftigkeit zwingt uns, sie keinen Tag zu vergessen. Sie bewahrt uns vor Übermut, lehrt uns Bescheidung.

Auch heute gibt es wie jederzeit die empörten Menschen, die alle recht zu haben glauben und als ihr Verdienst in Anspruch pehmen was durch andere geschehen ist.

Niem'~nd kann sich dieser Situation ~anz ~n:ziehen. :Wir_ s_in d selber empört. Möge die Empörung steh retrugen. Wir kampfen um die Reinheit der Seele.

Dazu gehört nicht nur Arbeit des V erstand~s, so_nde~n d~rch ihn veranlaßt eine Arbeit des Herzens. Sie, dte Sie diese Vorlesungen hören, werden mitschwingen oder gegen mich fühlen und ich selber werde nicht ohne Erregung im Grunde meine; Denkens mich bewegen. Wenn wir auch bei dem einseitigen Vortrag nicht faktisch miteinander sprechen, so kann ich nicht vermeiden, daß mancher sich fast persönlich getroffen
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fühlt, Von vornherein bitte ich: Verzeihen Sie mir wenn ich beleidige. Ich will es nicht. Aber ich bin entschlosseh, die radikalsten Gedanken in möglichster Besonnenheit zu wagen.

Wenn wir miteinander reden lernen, so gewinnen wir mehr als unsere eigene Verbindung. Wir schaffen so die unerläßliche . Grundlage, mit den andern Völkern reden zu können.

In voller Offenheit und Ehrlichkeit liegt nicht nur unsere Würde - die auch in der Ohnmacht möglich ist -, sondern auch unsere eigene Chance. Es fragt sich für jeden Deutschen, ob er diesen Weg gehen will auf die Gefahr hin aller Enttäuschungen, auf die Gefahr hin weiterer Verluste und des bequemen Mißbrauchtwerdens von den Mächtigen. Die Antwort: dieser Weg ist der einzige, der unsere Seele vor dem Pariadasein bewahrt. Was auf ihm sich ergibt, müssen wir sehen. Es ist ein geistigpolitisches Wagnis am Abgrund.Wenn Erfolg möglich ist, dann nur auf lange Fristen. Man wird uns noch lange mißtrauen.

Eine Haltung, die stolz schweigt, ist für eine kurze Weile wohl eine berechtigte Maske, hinter der man Atem holt und sich besinnt. Aber sie wird zur Selbsttäuschung und dem andern gegenüber zur List, wenn sie gestattet, sich trotzig in sich zu verbergen, das Klarwerden zu verhindern, sich der Ergriffenheit durch die Wirklichkeit zu entziehen. Der Stolz, der sich fälschlich für männlich hält und in der Tat ausweicht, nimmt das Schweigen noch als letzte in der Ohnmacht bleibende Kampfhandlung.

Das Miteinanderreden ist in Deutschland heute erschwert, aber die größte Aufgabe, weil wir unter uns in dem, was wir erlebt, gefühlt, gewünscht, getan haben, außerordentlich verschieden sind. Unter der Decke einer erzwungenen, äußerlichen Gemeinschaft verbarg sich, was voll Möglichkeiten ist und sich jetzt entfalten kann.

Wir müssen die Schwierigkeiten in den von den eigenen ganz abweichenden Situationen und Haltungen sehen und mitfüh\en lernen.

In Grundzügen gemeinsam ist uns Deutschen heute vielleicht nur Negatives: die Zugehörigkeit zu einem restlos besiegten Staatsvolk, ausgeliefert der Gnade oder Ungnade der Sieger; der Mangel eines gemeinsamen, uns alle verbindenden Bodens; die Zerstreutheit: jeder ist im wesentlichen auf sich gestellt, und doch ist jeder als einzelner hilflos. Gemeinsam ist die Nichtgemeinsamkeit.

In dem Schweigen unter dem nivellierenden Reden der
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öffentlichen Propaganda der zwölf Jahre haben wir sehr verschiedene innere Haltungen eingenommen. Wir haben in Deutschland nicht eine einheitliche Verfassung unserer Seelen, unserer Wertschätzungen und Wünsche. Weil das, was wir alle die Jahre geglaubt haben, was wir für wahr hielten, was uns Sinn des Lebens war, so sehr voneinander abwich, darum muß auch jetzt die Weise der Verwandlung für den einzelnen verschieden sein. Wir alle verwandeln uns. Aber wir gehen nicht alle denselben Weg zu dem neuen, von uns gesuchten, uns wieder vereinigenden Boden der gemeinsamen Wahrheit. Jeder darf in solcher Katastrophe sich umschmelzen lassen zur Wiedergeburt, ohne fürchten zu müssen, dadurch ehrlos zu sein.

Daß jetzt die Verschiedenheiten aufbrechen, ist die Folge davon, daß 12 Jahre keine öffentliche Diskussion möglich war und daß auch im Privatleben alles, was Opposition war, sich auf intimste Unterhaltungen beschränkte, ja zum Teil auch noch Freunden gegenüber zurückhaltend war. Öffentlich und allgemein, daher suggestiv und für darin aufgewachsene Jugend fast selbstverständlich, war nur die nationalsozialistische Denkund Redeweise.

Nun wir heute wieder frei reden können, finden wir uns so, als ob wir aus verschiedenen Welten kämen. Und doch sprechen wir alle die deutsche Sprache und sind alle in diesem Lande geboren und haben hier unsere Heimat.

Wir wollen zueinander finden, miteinander reden, uns zu überzeugen suchen.

Bis zur Unvereinbarkeit verschieden waren unsere Auffassungen von den Ereignissen: Einige erlebten den ganzen Bruch durch die Erfahrung der nationalen Würdelosigkeit schon 1933, andere seit Juni 19 34, wieder andere 19 3 8 mit den J udenpogromen, viele seit 1942, als die Niederlage wahrscheinlich, oder seit 1943, als sie gewiß war, einige erst 1945, als sie tatsächlich eintrat. Für die ersten war 1945 Befreiung zu neuen Möglichkeiten, für andere wurden es die schwersten Tage, weil das Ende des vermeintlich nationalen Reichs.

Einige haben mit Radikalität den Ursprung des Unheils gesehen und die Konsequenz gezogen. Sie ersehnten schon 1933 den Eingriff und Einmarsch der Westmächte. Nun die Türen des deutschen Zuchthauses zugeworfen sind, kann Befreiung nur noch von außen kommen. Die Zukunft der deutschen Seele war gebunden an diese Befreiung. Sollte die Zerstörung deutschen Wesens nicht vollendet werden, so mußte diese Befreiung möglichst _schnell durch abendländisch gesinnte Bruderst~ aten aus . gememsamem europäischen Interesse geschehen. Diese ~efreiung geschah nicht, sondern der Weg ging bis zu 1945, bis zur furchtbarsten. Zerstörung aller unserer physischen und moralischen Wirklichkeiten.
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Aber ~ie_se Auf~assung ist uns gar nicht gemeinsam. Außer denen, die im Nationalsozialismus das goldene Zeitalter sahen oder noch sehen, gab es Gegner des Nationalsozialismus die d?ch überzeugt waren, daß ein Sieg Hitlerdeutschlands ttlcht die Zerstörung deutschen Wesens zur Folge haben würde. Vielmehr sahe1:-s_ie in ei~e~ solc?en Sieg Deutschlands große Zukunft b:grundet, weil s1e memten, ein siegreiches Deutschland werde si~h der ~artei entledigen, sei es sofort, sei es mit dem Tode Hitlers: Sie glaubten ~cht dem alten Satz, daß jede St:atsmacht sich nur durch die Kräfte halten kann, die sie begrundet haben, glaubten nicht, daß der Terror aus der Natur der Sache heraus gerade nach dem Siege unbrechbar daß Deutschland nach einem Siege und nach der Entlassun~ der A:mee von der SS als Sklavenvolk in Schach gehalten worden ware zur Ausübung einer öden, vernichtenden freiheitlosen Wel:herrschaft, in der alles Deutsche erstickt wäre.

Die Weise _der Not heute ist in ihrer besonderen Erscheinung a~ßerordenthch unterschieden. Wohl hat jeder Soro-en starke Emschränku1:gen, physisches Leid, aber es ist e~w;s ganz anderes: ob emer noch Wohnung und Hausrat hat oder bombenvernichtet lebt; ob einer sein Leid und seine Verluste im Kampf der Front, zu Hause oder im KZ hatte; ob er zu den Gestapover~olgten oder zu den Nutznießern des Regimes, wenn auch 111 Angst, gehörte. Fast jeder hat nächste Freunde und Angehörige verloren, wie aber er sie verloren hat, durch Kampf an der Front, Bomben, KZ oder den Massenmord seitens des Regi_mes, d~s hat sehr abweichende innere Haltungen zur Folge. Die Not ist der Art nach verschieden. Die meisten haben nur für die eigene einen wirklichen Sinn. Jeder neigt daz~: g1;oße Verluste und Leiden als Opfer zu deuten, aber wofur dieses ?pfer war, das ist so abgründig verschieden deutbar, daß es die Menschen zunächst trennt.

Gewaltig ist der Unterschied durch den Verlust eines Glaubens •. Nur ein transzendent gegründeter kirchlicher oder philosophischer G:laube kann sich durch alle diese Katastrophen halt~n. Was. i~ der Welt galt, wurde brüchig. Der gläubige Nationalsozialist kann nur durch Gadanken, die noch absurder
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ち くま文庫版『』解説

「哲 学者ヤスパースは、第二次大戦敗戦戦直後、「戦後」を生き抜く指針となる、敗戦国民の責任の取り方を論じた。曰く罪の種類を刑法上の罪、政治上の罪、道徳 上の罪、形而上的な罪に四分類し、刑罰の対象を個人のレベルに限定しつつ、国民全体としては侵略の歴史を保持し続けることで罪を償うというもの。戦勝国の 罪にも触れながら責任のありかを追究した本書の思索は、いまなお、あらゆる戦争責任論のベースとなっている。」

リ ンク

文 献

そ の他の情報


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Mitzub'ixi Quq Chi'j